Ich bin Tabea, 28 Jahre alt und komme aus und lebe in Berlin. Mit meinen 164cm wiege ich aktuell 69Kg.
Ich arbeite als Physiotherapeutin und wenn ich Feierabend habe, findet man mich meist in Laufkleidung.
In den letzten 2,5 Jahren habe ich 30 Kg abgenommen.
Schon als Jugendliche war ich immer übergewichtig und habe es auch schon oft geschafft abzunehmen: mal 20 Kg in 6 Wochen mit radikalen Diäten, mal mit Weight Watchers, zwar bedachter und langsamer, jedoch war ich immer dabei Punkte für Süßigkeiten zu sparen. Diesmal war es anders.
Zunächst noch eine kurze Vorgeschichte:
Ich war nie unsportlich oder in aktiv. In der Schule wollte nie einer im Sprint gegen mich antreten und die meistens waren froh, wenn ich im Sportunterricht Mitglied ihres Teams war. Ich habe mich im Verein an Tennis versucht und viele Jahre erfolgreich Faustball gespielt. Irgendwann fing ich mit dem Fußball spielen an, welches nicht meine Lieblingssportart war, aber eine tolle Mannschaft hat es zu einem tollen Jahr gemacht. Das Training und die wöchentliche Aufregung, ob man aufgestellt wird, hat einfach unglaublich viel Spaß gemacht. Aber dann passierte es, ich riss mir das Kreuzband im rechten Knie.
Es war so klar, ich hatte etwas das mir richtig viel Spaß machte und ich verletze mich. Ein paar Monate später wurde ich operiert, das hieß 12 Wochen mehr oder weniger Zuhause rumliegen. Ich nutze diese Zeit für eine Diät und habe konsequent sehr wenig gegessen, die Pfunde purzelten. Am Ende waren es sogar 20Kg, die ich in dieser Zeit abnahm. Ich war überzeugt es hätte Klick gemacht und im selben Atemzug habe ich mich wie wild auf den Urlaub gefreut, denn da sollte die Diät vorbei sein und ich machte mir schon Pläne für meine Naschtüte, die ich mit ins Flugzeug nehmen wollte.
Nach dem Urlaub hatte ich 3 Kg zugenommen, was ich ok fand.
Es ging mit dem Fußball weiter und auch mit den Verletzungen, kurze Zeit nach dem ich wieder mit dem Training begonnen hatte, viel ich dem nächsten Kreuzbandriss zum Opfer. Die linke Seite.
Aus die Maus!! Ich beendete meine Fußballkarriere. Zusätzlich ließ ich mein Knie nicht operieren. Auch aus Angst den Job zu verlieren, wenn ich wieder drei Monate außer Gefecht gesetzt bin. Danach fiel ich tief, sehr tief. Ich war frustriert, dass mir das genommen wurde, was mir so viel Spaß gemacht hatte. Ich fing wieder an zu fressen. Mein Gewicht stieg wieder und ich hatte keinerlei Körpergefühl für mich, ich fand mich nicht sonderlich dick, ich mochte mich sogar, habe mich akzeptiert.
Im September 2013, ein Jahr nach dem das große Fressen begann, frage mich eine Freundin, ob ich nicht mit ihr an einem 5km Lauf Teilnehmen möchte. An sich hatte ich Lust, war mir aber zunächst nicht sicher, ob ich durchhalten kann, schließlich hatte ich mich ein Jahr vollgestopft und keinerlei Sport gemacht (außer in den 4ten Stock meiner Wohnung zu laufen ?). Ich hielt mir die Option offen und schon am nächsten Tag schlüpfte ich in die Laufsachen und teste meine Kondition.
Gut, von Konditionen konnte keine Rede sein, aber ich schaffte auf Anhieb die 5km, was mich sehr beruhigte, weil ich mich trotzdem immer als sportlichen Menschen gesehen habe.
Es war keine grandiose Zeit aber ich konnte es noch.
Ich wiederholte mein Training dreimal und dann entschied ich mich, den 5Km Lauf, der von Nike für Mädels organisiert wurde, mitzulaufen.
Es war soweit, ein Tag im September, ich freute mich und war aufgeregt zugleich . Wir erfuhren, dass wir zur Überraschung eine Runde im gefüllten Olympiastadion laufen werden. In dem Moment war es eher ein Schock. Meine Freundin und ich waren aufgeregt. Es ging los, mit tosendem Applaus ging es gleich zu Anfang ins Olympiastadion – ein wahnsinniges Gefühl. Wenn ich heute noch daran denke, bekomme ich Gänsehaut. Vielleicht auch weil ich jetzt weiß, was dieser magische Moment mit mir und meinem Leben gemacht hat.
Natürlich liefen alle diese Runde so schnell sie konnten. Ich auch, allerdings gab es danach noch die restlichen 4Km zu bewältigen. So wurde ich mit jedem Kilometer langsamer und langsamer, wurde reichlich überholt und befand mich schließlich im letzten Drittel der Teilnehmer! Ich war aber so geflasht, dass mich das gar nicht störte. Im Ziel warteten viele die auch die Letzten von ganzen Herzen anfeuerten, was natürlich nochmal die Glückshormone ausschüttete.
Wir ließen den Lauf mit Grillkäse, Fleisch und Salat auf gemütlichen Sitzkissen Revue passieren. Am Abend ging ich mit einem breiten Grinsen und einem gigantischen Gefühlen nach Hause.
Die nächsten Tage lief ich wie auf Wolken, glücklich und motiviert. Ich ging wieder laufen und wieder und wieder…. Nach 2 Wochen traute ich mich sogar zum Lauftreff vom “Club der Töchter” zu gehen. Erst habe ich mich wegen meines Tempos nicht getraut. Dann habe ich es einfach gewagt. Erfreulicherweise liefen alle in dem Tempo der langsamsten, die in dem Fall ich war. Aber keiner gab mir dabei ein schlechtes Gefühl. Und Zack…. ich schaffte das erste Mal 6 km. Unglaublich!!
Ich wechselte kurz darauf in eine aktivere Laufgruppe und das war die richtige und eine der besten Entscheidungen die ich getroffen habe.Den dort traf ich Menschen die ich schon lange als meine Freunde bezeichne , man kann sagen es war Liebe auf den ersten Blick!!
Laufen wurde zu einem festen Bestandteil meines Alltags, zusammen mit den Girls. Die Kilometer wurden gesammelt und ich hatte Spaß. Auch wenn ich die ersten Monate schweigend neben her gelaufen bin, weil ich laufen und sprechen noch nicht hinbekam. Aber ich wurde schneller, es wurde länger und ich konnte auch ab und zu mal ein Wort sagen.
Da wir alle die selbe Leidenschaft hatten, war es echt unglaublich, wie viele immer beim Lauftreff war. Zusätzlich veranstalteten wir Frühstücke, Intervall Trainingseinheiten, Whatsapp Gruppen und motivierten uns unheimlich. Er folgte sogar die Marathonstaffel, das erste Race zusammen als Team. Ich hab die tollsten Erinnerungen daran.
Irgendwann wunderte ich mich, ich mache so viel Sport und abgenommen hatte ich nicht wirklich. Es stand die ganze Zeit nicht im Vordergrund, das war auch nicht der Grund warum ich gelaufen bin. Aber ich fragte mich, ob ich das nicht einfach nutzen kann um abzunehmen. Zu dem Zeitpunkt brachte ich 98kg auf die Waage. Ohh, je! Wo bin ich gelandet!
Ich fing an mich mit Ernährung zu beschäftigen und schon purzelten die ersten Kilos.
Zusätzlich zu den regelmäßigen Laufeinheiten machte ich noch Workout Zuhause. Die -10kg Marke war schnell geknackt und es lief alles automatisch.
Die Läufe wurden länger, schneller, öfter. Die Workouts häuften sich. Der Ideenreichtum an gesunden Rezepten wuchs. Es folgten gesunde Kochabende und die ersten offiziellen Läufe.
Jetzt bin ich laufsüchtig wie nie zuvor , habe 30kg abgenommen und bin trotzdem die alte geblieben.
Es gab in den letzten Jahren viele Höhen und Tiefen… Es gab breites Grinsen und riesige Tränen, es gab Wutausbrüche und Freudensläufe. Es war ein schwerer Weg, jeder einzelne Tag .
Aber ich bin unendlich glücklich diesen Weg gegangen zu sein und ich muss allen danken, die mich begleitet, unterstützt und immer hinter mir gestanden haben. Ich danke allen, die immer ein offenes Ohr für mich hatten und es sogar immer noch haben.
DANKE!