Am Abend davor
Da sitzt man nun, hat 12 harte Trainingswochen hinter sich. Viel Schweiß und auch einige Tränen vergossen.
Am nächsten Tag ist es soweit, der lang ersehnte Marathon steht vor der Tür. Nachdem ich im Jahr 2016 durch Knieschmerzen gar nicht erst mit meinem Trainingsplan starten konnte, war ich dieses Jahr weit gekommen. ( Meine Geschichte vom letzten Jahr , hier nachlesen) Nun wollte ich es auch endlich schaffen. Die letzten Tage vor dem Marathon war ich gesundheitlich angeschlagen, die Angst nicht an den Start gehen zu können war groß. Aber Samstagabend war ich jedoch fest entschlossen morgen den Berlin Marathon 2017 zu laufen.
Das Gute an dieser Situation: ich war überhaupt nicht aufgeregt sondern einfach nur dankbar, dass ich an den Start gehen kann. Somit schlief ich wie ein Bär und war auch am Marathonmorgen total entspannt! Das Wetter zeigte sich mit leichtem Nieselregen und war nicht mein bestelltes Wetter, aber egal. Ich fühle mich bereit da raus zu gehen und es allen zu zeigen! Vor allem mir selbst. Aber auch allen Zweiflern und all denen, die mir auf meine Aussage, dass ich einen Marathon laufen will, viel zu oft zweifelnd die Frage „duuuuu?” entgegneten. Es gab sogar eine 100€ Wette gegen mich!
Mein Traum, Mein Weg, Mein Ziel
Im Startbereich kam dann doch die Aufregung. Meine Banane konnte ich nicht mehr aufessen und der Teufel auf meiner Schulter flüsterte mir leise zu: „Bist du gut vorbereitet?!“ „Hättest du mehr machen können?“ „Du bist nicht so fit wie du es mal warst!“ „Warum hast du eigentlich nicht wie geplant noch etwas abgenommen?“ . Da steht man dann gemeinsam mit 40.000 Menschen, die das gleiche Ziel haben und darauf warten endlich loslaufen zu können!! Da war ich dann schon den Tränen nahe. Ich? Ich die immer gedacht hat, dass 10km zu laufen nur etwas für mega Profis sei. Ich stehe jetzt hier im Startblock, in meiner Heimatstadt bei einer der größten Laufveranstaltungen der Welt und will jetzt einen Marathon laufen. Verrückt.
Der Startschuss fiel. Die Masse kam in Bewegung. Ich habe meine Mädels nochmal kräftig gedrückt und dann wusste ich,den Rest des Weges musste du allein gehen. Ich lief einfach los. Mir immer leise sagend, „mach langsam, lass dich nicht von Überholern verunsichern“. Meinen Trainingsplan hatte ich für eine Zielzeit von 3:59:59 verfolgt. Nach den Erkältungstagen vor dem Marathon habe ich jegliches Zeitziel über Bord geworfen und wollte einfach nur diesen Marathon schaffen. Ich lief also, und die erste Hälfte war super. Ich habe meine Mädels, meine Familie und sogar Follower am Rand gesehen. Bei KM 20 habe ich immer noch den Satz meiner Freundin im Ohr: „Das sieht guuut aus!!!!“ aber danach sah gar nichts mehr gut aus. Den Halbmarathon durchlief ich noch mit einer Zeit von 2:02 Std. Aber dann, auf einmal schaltete mein Kopf ein „jetzt nochmal genauso viel“!
Jeder Kilometer wurde zur Qual
Von da an bemerkte ich Symptome, die ich niemals zuvor beim Laufen hatte. Mein linker Arm kribbelte als wäre er eingeschlafen und mein linkes Bein fühlte sich an als könnte ich es nicht mehr selbstständig steuern. Ich hatte unendlich viel Durst und nahm daher jede Getränkestation mit. Die Folge daraus war ein gluckernder, schwerer Bauch. Zusätzlich wurde mir von dem Schweißgeruch der anderen Läufer richtig schlecht. Somit wurde jeder KM zwischen 21-32 zur Qual. Ich kämpfe mich durch die schwierigen Kilometer. Ich blieb an der Wasserstation bei KM 29,5 sogar stehen. Mir war zum heulen. Ich wollte nicht mehr. 1000 Fragen durchquerten meinen Kopf, ich zweifelte. Aber ich gab nicht auf. Ich lief weiter, eine ellenlange Straße geradeaus und ich wusste am Ende würde meine Familie stehen. Ich bekomme jetzt beim Schreiben immer noch Tränen in den Augen, weil meine Familie glaub ich immer noch nicht weiß, wie wichtig es für mich war, dass sie da waren. Als ich das Schild schon einige Meter vorher gesehen habe, hatte ich Erleichterung in mir gespürt. Meine Mama stand da. Ein Schild zwischen Jacke und Rucksack geklemmt. In einer Hand eine Banane in der anderen meine Apfelschorle, wie ich es mir gewünscht habe. Mein Neffe bewarf mich mit Konfetti – goldenes Konfetti – und ich – ich blieb einfach stehen. Ich brauchte das. Mir egal was die Zeit am Ende sagt. Ich ass also Banane, trank Apfelschorle und wiederholte mehrfach den Satz: „Ich kann nicht mehr!“ Alle anderen waren sich einig. „Du schaffst das!! Wir sehen uns doch gleich nochmal wieder!“. Meine Schwester nutze den Moment und sagte “Kannst du weiter?“ aber meine Antwort interessierte sie gar nicht. Sie hakte mich ein und lief mit mir los. Sie hatte dann die besten Worte parat, die es für diesen Moment gab. Ich wusste sie glaubt ganz doll an mich. Ich wollte, dass sie weiter mitläuft, aber sie antwortete nur :“ ich kann nicht, ich habe keinen Sportbh an!“ . Also ließ sie mich ziehen.
Danach warteten noch die Mädels auf mich. Die sich schon um mich sorgten, weil ich mich auf der App nicht mehr weiter bewegt hatte. Ich begrüßte sie mit einem zeigenden Vogel und sagte ihnen :“Bitte haltet mich nächste mal davon ab, das ist doch verrückt. Warum macht man das und zahlt dafür?“. Weil eine Frau mein zugeworfenes Konfetti abbekommen wollte fiel ich erstmal fast hin. Das wäre es ja gewesen. Diese Horrorkilometer lief ich in Splits von 6’30 – 7‘30. Dann auf einmal hatte ich meine Energie zurück. Ich lief als wäre nichts gewesen. Ich hatte Spaß, es tat nichts weh und ich war einfach nur stolz. Ab KM 35 war nämlich jeder Schritt weiter als ich jemals zuvor gelaufen bin.
Bei Kilometer 38 traf ich noch meine Laufmentorin. Die mich von Anfang an in der Laufgruppe motiviert, getrietzt und angespornt hat. Ich musste heulen. Sie auch. Wir fielen uns um den Hals. Und wieder waren mir die Sekunden egal die weiter zählten. Denn genau das war mir wichtig, diese intensiven Gefühle und Momente zu erleben. An die man sich hoffentlich noch jahrelang erinnern wird.
Erschöpfung, Erleichterung und Glückseligkeit
Die letzten Kilometer zogen sich trotz des Spaßes lang wie Kaugummi. Ich habe meine Familie bei Kilometer 40 nochmal getroffen und dann ging es auf zum Brandenburger Tor. Alle erzählten mir immer wie magisch es ist dieses Tor zu sehen und wie emotional das Durchlaufen sei. Ich empfand irgendwie gar nichts. Ich wollte einfach endlich die Ziellinie überqueren. Als ich sie überquerte brach es aus mir raus. Erschöpfung, Erleichterung und Glückseligkeit! Ich konnte es kaum fassen, dass ich es geschafft habe! 4:26:44 Stunden – Die Tränen kullerten und ich wollte endlich die Medaille in meinen Händen halten.
Im Zielbereich traf ich die anderen Mädels, die gelaufen sind, meine Freunde und meine Familie. Es war einfach sensationell, meine Mama war richtig, richtig stolz auf mich. Alle waren stolz, aber bei meiner Mama hat es mich am meisten berührt! Es war auch unglaublich wie mein Telefon vor lauter Nachrichten von euch und meinen Freunden, die leider nicht am Streckenrand sein konnten, überflutet war. Das hat mich wirklich sprachlos gemacht. Wie einfach sooo viele Menschen mit mir mitgefiebert haben. Verrückt.
Auch wenn ich während des Marathons geflucht und geschimpft, gekämpft und gelitten habe. Ich werde es wieder tun. Der Muskelkater hat sich übrigens in Grenzen gehalten, ich hatte wirklich kaum welchen. Das zeigt mir, dass ich muskulär gut trainiert war, aber der Marathon für meinen Kopf eine viel größere Herausforderung war. Ich habe es fast geahnt. Ich habe mich auch mehrfach bei den Trainingslongruns, die ich glücklicherweise nie allein absolvieren musste, gefragt, was ich wohl allein mache bei 4 Stunden laufen. Das hat mir schon vorher sorge bereitet. Außerdem war natürlich auch mein Wille und eigener Druck, es jetzt endlich schaffen zu wollen, kein leichtes für meinen Kopf.
Die gewonnen 100€ hängen jetzt an meinem Kühlschrank.
Im Lostopf für 2018 bin ich jedenfalls….den Rest entscheidet das Glück.
Trish
Ah Tabea… Bei diesem Bericht kullern mir ja schon fast die Tränen. Einfach nur toll geschrieben. Es macht mich neugierig, auf meinen Marathon nächstes Jahr. Am liebsten hätte ich dich dabei, aber mit Sport BH ?!
Tabea
hahah, ich werde jetzt egal wann und wo ich anfeuer IMMER mit Sport BH kommen. haha sicher ist sicher !!! Freu dich auf deinen Marathon, dass wird mega!!
Dawollowitscho
Sehr beeindruckend. Ich stehe nächstes Jahr auch an der Startlinie und piller mich jetzt schon ein vor Aufregung.. diese Kopfgeschichte in den Griff zu bekommen ist auch bei mir eine große Herausforderung.. um so schöner zu lesen, dass es klappen kann. Du kannst stolz auf dich sein! Ein Moment der für den Rest des Lebens bleibt. Beste Grüße aus Bielefeld, Julia
Tabea
Ja man kann es schaffen und bloß nicht beim ersten Marthon zu viel druck und zu große Ziele stecken. Sich drauf freuen und den Moment genießen ! Das wird mega!!!!!!
Dawollowitscho
Mega, mega!!!! Danke dir für die tollen, motivierenden Worte!
Tanja
Das hat mich gerade so berührt!!! Du kannst so stolz auf dich sein!!!! Und es zeigt sich mal wieder, dass man seine Ziele verfolgen soll und nen Sch… auf das Gerede der Anderen geben soll. Einfach sein Ding mit Leidenschaft durchziehen! Du machst mir auch viel Mut, dass ich im April meinen 1. HM schaffe. Danke für deine Offenheit über deine Gedanken und Gefühle. Liebe Grüße, Tanja
Tabea
Dankeschön für dein Feedback und für deine Lieben Worte. Wenn du daran glaubst,dass du den Halbmarathon schaffst, dann schaffst du es auch. Mach dein Ding, bereite sich gut vor und dann hab einfach SPAß! Genieße den Moment und lass dich feiern!! Viel Erfog für deine Vorbereitung.
Liebe Grüße
Anika
Toller Bericht!Ich bin auch im Lostopf u.bin so aufgeregt bis es endlich klar ist:”Bin ich dabei?Ja oder nein!”Ich würde mich mega freuen,denn die Entscheidung einen Marathon zu Laufen,kam nach dem 2.Halbmarathon. Da wusste ich,ich kann auch einen Ganzen schaffen. Ich drücke dir ganz fest die Daumen….denn dabei bin ich auf jeden Fall. Das Hostel ist schon gebucht. Also wir sehen uns 2018!!!!????
Tabea
UHHH wie cool !!! Ich drücke die Daumen. Wir können alles schaffen, wenn wir dran glauben!! Dankeschön für dein Feedback. Liebe Grüße
Björn
Beeindruckend!!!!!!! Der Text ist pure Motivation für Jedermann. Weiter so!
Gruß Björn
(Der Mann mit dem du, auf die Sekunde genau, in Marienwerder, einen Sprint ins Ziel hingelegt hast)
😉
Tabea
Hey Björn, diesen gemeinsamen Sprint werde ich nie vergessen 😉
Der Marathon war echt toll. Das werde ich nie vergessen.
Liebe Grüße
Björn
Das war definitiv einer der tollsten bisherigen Zieleinläufe die ich hatte. Spontan gegenseitig so motivieren das man wirklich die letzten Meter gegeneinander kämpft…das hat mich richtig glücklich gemacht!!!! Dann gab es auch noch kein Verlierer bei dem Sprint. 😉
Wie du schon geschrieben hast, unvergesslich!
🙂
Lisa
Einfach der Knaller!!!
Tabea
Das war ein unvergessliches Erlebnis !! Einfach toll !
Liebe Grüße
Pascal
Du kannst echt so mega stolz sein auf Dich. Nicht jeder schafft einen Marathon oder geben sich früher auf. Mach weiter so ;). #chapeau
Tabea
Dankeschön Pascal!!!!
Resi
Wow!!!! Jetzt sitze ich in NRW auf dem Sofa und heule. Ich kenne dich nicht, folge dir nur still auf Instagram und trotzdem kann ich dein Glücksgefühl spüren und freue mich so sehr für dich! Irgendwie hoffe ich auch mal diese Energie,Motivation und Lebenslust zu bringen, die du Tag für Tag versprüst.
Du kannst stolz auf dich sein und ich freue mich dir und deinen Zielen weiter zu folgen.
Tabea
Liebe Resi, Dankeschön für dein Feedback. Deine Worte sind wundervoll . Herzlichen Dank. Ziele setzten und sie verfolgen lohnt sich.
Liebe Grüße
Claudia
Liebe Tabea,
Ich folge dir auch als Läuferin und bin dieses Jahr den HM in Berlin gelaufen. Bei mir hat es auch keiner glauben wollen. Dieses Gefühl es einfach geschafft zu haben ist unbeschreiblich. Mir sind beim Lesen die Tränen gekullert weil es so an die eigene Erfahrung erinnert.
LG Claudia
Tabea
Hallo Claudia.
Dankeschön für dein Feedback.
Herzlichen Glückwunsch zum Halbmarathon, behalte dir dein Glücksgefühl. Es ist sooo schööön. Ich laufe auch wieder den Halbmarathon in Berlin mit. Ich freue mich schon.
Liebe Grüße
Torsten
Liebe Tabea,
Das klang ja fast wie ein Familientreffen ?. Aber das hatte ich mir auch so zurechtgelegt, man braucht einfach Stationen unterwegs, die dann motivieren, weiterzulaufen. So emotional wie bei Dir habe ich jetzt wieder Lust bekommen auf den nächsten Marathon…. mal sehen wohin es mich schlägt, aber München 2018 erstmal nicht, da will ich jetzt die Staffel Laufen. Lg Torsten
Jana
Waaah. Tränen fließen und zum Schluss der Gedanke: “hm… vllt. doch ein ganzer Marathon?!” 😀 du beschreibst wirklich toll die Glücksgefühle bei so einem Lauf. Der Stolz, der innerlich immer größer wird. Der Kopf der gar nicht glauben kann was passiert. Und dann die Menschen die sich mit einem so freuen.
als ich meinen halbmarathon dieses Jahr gelaufen bin musste ich mich ein paar Kilometer vorher schon echt zuaammenreissen dass ich nicht anfange zu weinen. Meine Atem wäre sicher durcheinander gekommen u Seitenstechen mich geplagt. Aber diese Gefühle die in mir Aufstiegen… wow.
Danke für deine Motivation und mach weiter so! Und Pfunde hin oder her. Nach einem Lauf fühlt man sich gut. Und ich finde es toll, wenn man fit ist. 🙂 das macht einfach Spaß! Mit Fitness hat man mehr Spaß am Leben (meine Meinung). Ich denke ein schlanker Körper macht nur halb so viel Spaß wie der Stolz bei einem Lauf 🙂
LG Jana
Tabea
Oh wow. tolle Worte DANKESCHÖÖN Jana !!!!! Ja das Erlebnis ist schon echt verrückt. Der Stolz bleibt für immer !!!!!
Liebe, liebe Grüße
Melissa
Liebe Tabea, Danke für diesen ehrlichen, tollen und emotionalen Text! Bei dir ist nicht immer alles super, du schreibst auch nieder was nicht so schön war – Respekt! Auch ich will 2018 Marathon laufen, in Rotterdam bin ich gemeldet, für Berlin im Lostopf. Auch wenn ich ganz am Anfang der Vorbereitung bin, mein Kopf spielt jetzt schon manchmal verrückt! Ich bin so froh zu wissen das es offensichtlich dazu gehört! Ich finde dich klasse! Bitte mach genauso weiter!!
jan und olli
meeeeeega leistung, weiter so
Lilo
Hallo Tabea,
vielen Dank für deinen super emotionalen Beitrag. Ich hatte mit den Tränen zu kämpfen.
Und ich danke dir, ich nehme mir für 2019 vor einen Marathon zu laufen.
Liebe Grüße Lilo
Gisela
Toller Bericht. Und nachträglich ALLES GUTE! Nachdem ich dies gelesen habe, bin ich noch mehr motiviert es selbst einmal zu versuchen…im Moment weiß ich aber noch nicht so genau wie ich das Training sinnvoll angehen soll. mal sehen! Aber großartig, dass du dich zum Durchhalten motivieren konntest!! Weiter so! glg aus Graz Gisela